Ihr erinnert euch? Das Schweigen der Lämmer.
Dr. Lecter sagte es zu Agent Starling , gab ihr damit den richtigen Weg vor. Sie erschoss Buffalo Bill in seinem eigenen Haus..
Das ist nicht der Beitrag, auf den ihr wartet. Es ist die Erklärung, warum ich nicht mehr an Liebe glaube. Zumindest nicht für mich….
.. es ist so, man begehrt was man sieht. Und wenn man, -wie ich, nur selten das Haus verlässt bleibt nur? Richtig, der Job.
Meine Ehe war vorbei, wir arrangierten uns, – ich versprach nach einer Wohnung zu suchen. Er bedrängte mich nicht, sagte ich solle mir Zeit lassen. Wir lebten zusammen wie Bruder und Schwester, wie die Jahre zuvor auch.
Wie es inzwischen in den meisten Firmen ist, Rauchen ist tabu oder man muss sich eben in die dafür vorgesehenen Kabinen drücken .
S. war mir schon aufgefallen, lange vor diesem 1.Gespräch. Witzig, gutaussehend und charmant. Er erzählte von seinem Hund. Nun muss ich mich tatsächlich outen, – ich bin auch ein richtiger „Hundemensch“
Wir unterhielten uns über unsere Hunde, da fragte er mich , ob ich nicht mal Lust hätte, gemeinsam spazieren zu gehen.
Ich sagte sofort zu, klar was auch sonst?
Schrecklich nervös war ich, das weiß ich noch. Völlig overdressed außerdem, zumindest für einen Spaziergang .
Ich fuhr also, – mit Hund im Schlepptau zu ihm. Die Begrüßung war herzlich, er umarmte mich. FUCK, der Kerl roch gut. Wir machten uns auf den Weg, redeten und redeten. Über Hunde, unsere Eltern, seinen verstorbenen Vater.
Mir wurde immer wärmer ums Herz.
Es gab eine Zeit in meinem Leben, da Sex und Liebe intensiv miteinander verwoben sein mussten. Sex ohne Gefühl war damals undenkbar für mich.
Ich mochte ihn.. immer mehr..
Als wir bei seinem Zuhause ankamen dämmerte es schon. Er bot mir einen Kaffee an. Ich wollte nicht gehen, sagte ja.
Wir saßen nebeneinander im Garten , rauchten und redeten. Irgendwann meinte er, dass ich wirklich eine außergewöhnliche Frau sei. Er beugte sich zu mir, sah mich an, kam näher.
Ich sprang auf, goss Kaffee über meine Bluse und stammelte was von, dass ich nun los müsse und es sei schon spät. Er grinste frech und erwiderte, dass er mich wenigstens noch umarmen wolle.
Ich ließ zu, dass er mich in seine Arme schloss, genoss es.
In meiner Kindheit gab es das nicht . Das Umarmen und Festhalten . Erst meine Seelenschwester brachte mir das richtig bei.
Wenn man immer „zu groß“ ist , – wie ich leider, ist es unbeschreiblich wenn man mal „die Kleine“ ist. Die Umarmung hätte ewig dauern können, ihr kennt das.
Ich war noch keine 5 Minuten auf dem Weg, als die „Danke für den schönen Abend“ Nachricht kam.
Wir schrieben die halbe Nacht, ich war hin und weg. Rückblickend muss ich sagen, meine Antennen waren damals nicht so fein wie heute. Es gab durchaus Dinge an ihm, die mir suspekt waren.
Ich sah ihn am nächsten Tag erneut bei der Arbeit, er zwinkerte,- ich wurde knallrot. Er fragte mich, was ich heute Abend noch so vor hätte. Ich fuhr zu ihm..
Seine Wohnung war aufgeräumt, eher sporadisch. Mir fiel sofort auf, dass überall „Weiberkram“ lag. Haarspangen hier, Lippenstift dort.
Er sah meinen Blick und erklärte, dass seine Exfreundin erst gerade ausgezogen sei . Sie wäre nicht ganz „dicht“ und er hätte alle Schlösser ausgetauscht. Ich beließ es dabei. Was war ich naiv.
Ich bin nicht gut, im schreiben romantischer Gefühle, nur eins..
Es gibt Küsse, die berühren dein Herz. Seelenküsse nenne ich sie. Die Art von Kuss, die dein Inneres streicheln, – ja fast heilen können.
Es gibt Küsse, die dich geil machen…
Und dann die Mischung aus beiden.
Es waren Seelenküsse, für mich.
Er konnte es und ich war verloren. So richtg fies und gemein verloren. Verliebt, nennt man das wohl.
Mehr geschah in dieser Nacht nicht.. küssen…reden… küssen..
Ich war unendlich beschwingt. Flog durch die Tage. Fühlte mich begehrt und gewollt.
Mir war schnell klar, dass er nicht der „hellste Stern“ am Himmel ist , doch Gefühle sind nun mal nicht logisch. Er wollte mich und nach Monaten der Abstinenz war es mir nur recht. Der Sex mit ihm war toll, er wusste was er tat, verdammt.
Ich pendelte nun also zwischen Trennung, Kindern, Beziehung, hin und her. Es lief gut. Seine Exfreundin holte die restlichen Dinge aus der Wohnung und war Geschichte, zumindest für den Moment.
Eines Abends kam ich von ihm nach Hause als mein Mann schon auf mich wartete. Er meinte, er hätte einen Anruf bekommen wo ich war und was ich da getan hätte
Im Zitat; „Hallo, hier ist ein Freund, ich sehe ihrer Frau gerade mit S. beim Sex zu, kann sie hören, sie stöhnt“. „Sie sollten besser auf sie aufpassen“
Ich kann und will mir bis heute nicht vorstellen, was er gefühlt haben muss. Er erzählte mir damals nur nüchtern, dass er dem Anrufer sagte, dass wir bereits getrennt wären und ich machen könne was ich wolle.
S. spielte es herunter. Ich rief ihn an und fragte, ob er eine Idee hätte wer das gewesen sein könnte. Da der Anrufer männlich war, kam ich nie darauf, dass es mit seiner Ex zusammenhängen könnte. Ab dem Tag fühlte ich mich permanent verfolgt.
S. wurde… hmm seltsam.. wir sahen und zwar fast täglich, was mir ein Mega schlechtes Gewissen meinen Kindern gegenüber einbrachte, doch er war nie zufrieden.
Er machte mir es noch schwerer, beschwerte sich darüber, dass ich so selten übernacht blieb, beschwerte sich, warum ich so wenig Zeit für ihn habe.
Ich schlief wenig in dieser Zeit. War ich bei ihm dachte ich, ich müsse eigentlich Zuhause sein,- und umgekehrt. Ich fühlte mich zerrissen. Wenn ich bei ihm war, hatten wir Sex, – Immer! Er war förmlich besessen davon und mir gefiel es. Ich würde lügen, wenn ich es abstreiten würde.
Meine Seelenschwester meinte mal zu mir:“Er war der Mann, der dich aus deinem sexuellen Koma holte“
Er sprach nie über Gefühle, zumindest nicht über Gefühle für mich. Er erzählte mehr und mehr von seiner gescheiterten Ehe, den Beziehungen danach. Wie toll seine Exfrau ist usw. Er schwärmte in den höchsten Tönen von anderen Frauen, ich schluckte nur.
Meine Seelenschwester machte sich zusehends Sorgen um mich. Das tun Seelenmenschen nämlich. Sie hatte Gerüchte gehört über Untreue und Lügen. Ich wollte es nicht hören. Ich war so voll mit Liebe und Zuneigung für diesen Mann, dass ich blind und taub für Warnungen war. Er würde schon noch auftauen und mich genauso mögen wie ich ihn. Mit diesem Gedanken tröstete ich mich.
Er wurde kalt, ich litt.
Es war im April als er mir über Whatsapp eine Nachricht schrieb: „Meine Exfrau hat mich heute angesehen und ich denke, ich muss um sie kämpfen“ Die beiden waren zu dem Zeitpunkt seit über 5 Jahren getrennt. Inklusive einstweiliger Verfügung ihrerseits. Das alles erfuhr ich aber erst später.
Ich stürzte in ein Loch, war unfassbar traurig. Liebeskummer ohne Ende. Fand einen Zettel an meinem Auto mit Drohungen und Beleidigungen.
Beschimpft und gedemütigt werden kenne ich seit ich denken kann. Das war aber eine andere Kategorie. Die Drohungen gingen gegen mich und meine Kinder: „Lass die Finger von S. sonst misch ich dich und deine Plagen auf“
Ich verstand das damals nicht. Er hatte mich verlassen, wo lag das Problem? Ich dachte über eine Anzeige nach besprach mich mit meinem Mann, ließ es aber.
Eine Woche später rief er an. Er vermisse mich und es sei ein Fehler gewesen mich zu verlassen. Ich schmolz dahin, war glücklich. Neustart. Er versprach mir, einen befreundeten Polizisten einzuschalten um den Drohungen ein Ende zu machen.
Der erste Abend nach unserem Comeback war vielleicht der schönste. Er hatte gekocht, war zärtlich, romantisch,- perfekt. Es war ein Samstag. Sonntag war ich mit meinen Kindern im Zoo. Seltsam, an was man sich so erinnert.
Montag Mittag rief er mich an und gestand mir, mich vorhin betrogen zu haben. Es sei meine Schuld. Ich hätte zu wenig Zeit für ihn. Wir fickten an jenem Samstag stundenlang , FUCK.. es waren 2 beschissene Tage, an denen wir uns nicht gesehen hatten.
Ich stürzte erneut, noch tiefer. Er entschuldigte sich , ich wurde schwach. Das Karussell drehte sich unaufhörlich weiter. Er kritisierte mich: „Da ist jemand aber nicht gut rasiert, na da muss jemand aber mal gründlicher sein“ oder „Implantate wären doch toll, oder?“
Er stellte mich nie seinen Freunden vor. Ich fragte ihn warum, er meinte:“ „Na ja, du bist nun mal nicht so der tageslichttaugliche Typ.“ Ich schluckte und verstand ihn. Immerhin besaß ich einen Spiegel.
Er fragte mich, ob ich einen Tanzkurs mit ihm machen würde. Ich war begeistert.
Ich habe nie einen gemacht, da ich immer „zu groß“ dafür war.
Ein paar Tage später, erzählte er mir, dass er den Kurs lieber mit einer Freundin machen würde. Ich lächelte und zeigte Verständnis. Am Tag des Abschlussballs holte ich die Blumen für sie ab,- rote Rosen.
Wenn mich der Mut mal packte, wehrte ich mich durchaus. Sagte ihm, dass es so nicht ginge. Er lenkte kurz ein, wir hatten Sex das Spiel begann von vorne.
Ich wurde süchtig nach dem Schmerz den er mir zufügte. Er schürte und genoss es.
Stellte mich einem Bekannten von sich als „Fickbunny“ vor, demütigte und kritisierte mich. Bestellte mich zu einem Fussballspiel und ignorierte mich dort den ganzen Abend. Ich dachte immer : „Nell, du verdienst das. Es passiert dir, weil alles an dir falsch ist. Das ist deine Strafe, weil du betrogen hast . Du bekommst nur, was du verdienst. Streng dich an, es wird besser.“
Wurde es nicht. Er stieß mich von sich, holte mich zurück. Konnte sich angeblich nicht gegen den Blowjob einer Kollegin wehren, ging mit anderen Frauen in’s Kino. Flehte mich an, ihm zu verzeihen und betrog mich erneut. Lud mich zu seinen Eltern ein, um mir 30 Minuten vorher abzusagen.
Schickte mir Blumen zum Geburtstag, um mich Tage später zu verlassen weil ich keine Kinder mehr bekommen kann.
Man muss sich das mal vorstellen, ein Mann, der zu 99,9 % zeugungsunfähig ist, verließ mich weil er Kinder wollte.
Ich war und bin schon immer ein Mensch, der Fehler bei sich sucht. Sich selbst dafür bestraft nicht liebenswert zu sein.
In einer schönen Phase sagte ich ihm, „Ich liebe dich“. Er erwiderte: Frauen wie dich liebt man nicht! Frauen wie dich, fickt man. Du bist nun mal nicht die Art von Frau, die den Beschützerinstinkt in Männern weckt.
Und nein, ich beendete es nicht. Ich bestrafte mich erneut selbst.
Ich begann zu hungern, stellte das Essen komplett ein. Schlief nicht mehr und versuchte nur noch zu funktionieren. Ich weinte nächtelang durch, wurde unkonzentriert und fahrig. Je fieser er wurde umso mehr wollte ich, dass es funktioniert.
Wenn ich nur…., würde ich doch,… könnte ich nur … diese Sätze kreisten in meinem Kopf.
Meine Seelenschwester sah mir hilflos dabei zu, wie ich in diesem Strudel aus Schmerz versank. Redete mit ihm, drohte ihm. Er nahm sich zusammen, es wurde wieder bessser.
Es folgten Wochen der Ruhe. Keine Drohungen mehr, keine Anrufe. Und im Nachhinein hätte ich es wissen müssen. Der Sex mit ihm wurde auf unangenehme Weise schräg, ich fühlte mich benutzt, sagte jedoch nichts. Ich war „zu“ dankbar für die kurze Konstante in unser „was auch immer das war“ Beziehung.
Es war kurz vor Weihnachten als ich den Brief bekam. Seine Exfreundin gestand mir, dass er die Beziehung mit ihr nie beendet hat. Sie zwar ausgezogen sei, aber wenn ich nicht bei ihm bin, sei sie dort.
Sie konfrontiere mich mit intimen,- teils sehr persönlichen Details. Dinge die nur er wissen konnte. Gab die Drohungen zu und schrieb, dass S. es die ganze Zeit über gewusst hätte. Er fand es „witzig“, schrieb sie. Ein Freund von beiden hätte die Anrufe an mich und meinen Mann erledigt, die Zettel hinterlassen. Sie bat mich „Aus dem Weg zu gehen“ . Sie liebe ihn und er sie. Ich solle das akzeptieren.
Ich verlor jeden Halt, das Gefühl verraten worden zu sein war brachial. Ich rief ihn an, wollte reden. Auf dem Weg zu ihm lief FFDP auf meiner CD „Wicked way“. Das weiß ich noch.. wie passend..
Ich habe ein unglaublich gutes Gedächtnis, merke mir unsäglichen Blödsinn aber auch Dinge die man mir sagt.
Meistens nur die negativen Dinge.
Mein Exmann sagte mal im Streit zu mir:“ Eigentlich wollte ich eine andere Frau, du warst nur die 2. Wahl!“
Sowas brennt sich ein. Auch als er sich danach aufrichtig entschuldigte, die Worte blieben. Als Frau der 2. Wahl, so sah ich mich immer. Als eine Alternative keine Option.
Ich sehe mich auf seiner Couch sitzen, auf meine Hände starren. Ich wollte weinen und konnte nicht. Mir fiel der Satz aus Sex and the City ein.
„Vielleicht hat man nur eine gewisse Anzahl an Tränen für einen Mann.“
Ich hatte meine aufgebraucht.
Er erklärte sich nicht. Ich fragte ihn: „Was empfindest du für mich?“
Er erwiderte: „Ich glaub ich mag dich, irgendwie“. Ich erwiderte:“Das reicht nicht.“
Ich stand auf und sagte: Dann geh ich jetzt, nach 11 Monaten aus dieser Wohnung und bin vergessen. Er sagte:“Ja, an Menschen wie dich erinnert man sich nicht.“
Ich fuhr nach Hause, meine Tochter krabbelte zu mir ins Bett..
Die Monate danach sind im Nebel. Ich möchte sie dort lassen. Versteht das bitte. Im Februar zog ich von Zuhause aus.
Ich hab viel erfahren, über seine absolute Bessenheit zu seiner Exfrau, über Stalking . So schlimm, dass sie einen Anwalt einschaltete.
Im Frühsommer sah ich seine Exfreundin beim Einkaufen und stellte sie. Wie im Film… packte sie, drückte sie gegen ihr Auto und meinte, dass sie froh sein kann, dass ich nicht gewalttätig bin.
„Man muss nur lange genug warten dann sieht man die Leichen seiner Feinde vorbeischwimmen“.
Ich weiß nicht was er heute tut, es ist mir egal, er spielt keine Rolle mehr.
Da ich es hier aufgeschrieben habe, verbrenne ich die Tagebücher in denen es um ihn ging.
Ich hatte teils das Gefühl, Säure würde aus ihnen fließen… schwer zu erklären.
Ich habe jahrelang nicht geweint. Selbst als ich körperliche Gewalt erfahren habe nicht.
Seit ich bei Twitter bin, weine ich wieder. Es sind heilsame Tränen.
Der Eintrag war schwer zu schreiben
Gefühle in Worte zu fassen ist wohl nicht meine Stärke.
Ich möchte ein paar auserwählten Menschen danken. Die gemeint sind, wissen es.❤❤