Twitter – Fluch oder Segen?

Ich habe seit 4 Tagen unfassbar viel Zeit. Zeit zu lesen, Zeit nachzudenken.

Twitter fehlt mir, Twitter fehlt mir nicht. Einge von euch hab ich mit in die Pause genommen. Nein, ich vergesse euch nicht.

Es war hart für mich im letzter Zeit. Das liegt sicher auch an der Reichweite, die ich inzwischen bei Twitter habe. Ich war und bin immer ehrlich gewesen. Anonym ja, aber eben auch ehrlich.

Zuletzt bekam ich aus der rechten Blase Nachrichten, die jedes Gericht als Drohung werten würde. Und plötzlich schrieb ich offen unter beleidigende Kommentare „Halts Maul.“ Ich erschrak vor mir selbst, denn das bin ich nicht. Ich beleidige keine Menschen im Internet. Ich schieße mit Worten. Aber eben nicht so.

Covid und der Umgang damit machen mich müde. Das Versagen unserer Regierung macht mich müde. Erinnert ihr euch an #nichtselbstverstaendlich? Es war vergessen, so schnell wie es gekommen ist.

Wir hangeln uns von wischiwaschi Lockdown zu wischiwaschi Lockdown. Die Nachrichten aus meiner ZNA sind besorgniserregend. Eine Kollegin/Freundin schreibt: Nach dem Spätdienst gestern hab ich heute nen freien Tag. Ich liege im Bett, hätte so viel zu tun, aber ich kann nicht. Wenn ich an den nächsten Dienst denke, wird mir übel.“

Die Kündigungswelle rollt weiter.

Ich will nur diese Weiterbildung schaffen und dann schnell weg. Dabei mache ich mir keine Illusionen, dass es irgendwo besser ist.

Die Wahrheit ist wohl, ich kann nix anderes. Und tief in mir will ich auch nichts anderes machen.

Twitter… nun ja, ihr fehlt mir. Heute mehr als gestern. Viele Grüße haben mich durch die Tante❤ erreicht. Dankeschön.

Ich hab mir all die Follower, die wunderbaren Menschen und ein Stück weit auch die Hater hart ertwittert.

Kampflos werf ich das nicht hin.

Das bin ich nicht, war ich nie.

Lasst mich noch ein bissl Verschnaufen. ❤

Bis dahin, bin ich unter dem Radar.😎

13:17

Müde.

Ich bin unendlich müde und ich hab meine Stimmung so satt.

Eigentlich wäre ich morgen fertig mit dem Nachtdienst.

Eigentlich hätte ich dann 2 Tage frei und Urlaub im Anschluss.

Eigentlich…

Tatsache ist, dass mir das Unternehmen den Urlaub streicht.

Gestern brach eine Kollegin zusammen. Sie weinte und zitterte unkontrolliert. AU bis auf weiteres.

Andere brechen im Dienst in Tränen aus. Sitzen nach der Schicht apathisch in der Umkleide.

Der Ton wird rauer.

Die Beschwerden häufen sich.

Ich werde still.

Ich hab immer gern mit Patienten gelacht, einen Scherz gemacht und mich über die positive Reaktion gefreut.

Momentan denk ich nur: „Halt einfach die Klappe. Niemanden interessiert deine Lebensgeschichte. “

Ausgebrannt.

Das trifft es gut.

Ich weiß weder Datum noch Wochentag.

Zur Zeit desorientiert, würde man bei einer neurologischen Untersuchung sagen.

13:17

Das ist jeden Tag die Zeit, an der ich aufwache.

Nach 3 Stunden Schlaf.

Jeder kennt das Gefühl, täglich auf der Arbeit zu sein.

Ich hab es tatsächlich getestet und es ist Scheisse.

10 Stunden.

Das ist die Ruhephase, die du im öffentlichen Dienst einhalten müsstest.

Müsstest… nun ja.

Weicheier…

Die Erkältungswelle beginnt und ich verbringe Stunden damit jungen Menschen zu erklären, dass man an Schnupfen nicht stirbt.

Nichts ist mehr peinlich.

Niemand hat Hemmungen in die Notaufnahme zu kommen. Und wenn es nur ein Pickel ist, der vor dem Date schnell weg soll.

13:17

Morgen um die Zeit wache ich wieder auf.

Twitter.

Es macht mich müde, random geblockt zu werden.

Twitter fehlt mir. Warum auch immer das so ist.

Roland.

Wie verpackt man in einem Brief „Du Arschloch, wie kannst du es wagen mich nach aktiver Sterbehilfe zu fragen, nach all dem was du mir angetan hast“ und “ Es tut mir so unendlich leid, dass du sterben musst“ ?

Weitermachen.

Als hätte ich eine Wahl. Natürlich mach ich weiter.

Warum ich überlege das Handtuch zu werfen…

Gestern, nach meiner letzten Nachtschicht überkam mich eine unfassbare Wut auf meinen Beruf.

Wut auf die Politik.

Wut auf die Sparmaßnahmen, unter denen kommunale Krankenhäuser und das Personal zu leiden haben.

Auf Jens Spahn, der null Ahnung hat was wir durchmachen.

Der Auslöser,- oder nennen wir es, der Tropfen der mein Fass zum Überlaufen brachte war ein Patient, der in den frühen Morgenstunden zu uns gebracht wurde.

Ich kenne ihn seit Jahren.

Diesmal kam er mit dem RTW wegen Sodbrennen.

Er ist HIV/HEP C positiv, psychotisch und ein Unsymphat vor dem Herrn.

Die Besatzung des RTW wollte ihn so schnell wie möglich loswerden, so hatten wir ihn am Hals.

Er hatte sich wohl kurz vorher nen Schuss gesetzt, denn er war völlig euphorisch und psychotisch.

Er begann uns anzubrüllen, warf gebrauchte Nadeln nach uns und war zu keinem Zeitpunkt im Ansatz führbar. Ich rief die Polizei, die zum Glück binnen Minuten vor Ort war.

Wir hielten Abstand und überlegten uns potentielle Fluchtwege.

Die Besatzung warf ihn zu Boden während er versuchte zu beißen und zu spucken. Ein venöser Zugang wurde gelegt, Medikamente verabreicht.

Wir hatten mal wieder Glück im Unglück gehabt. Keiner von uns wurde verletzt.

Seit Jahren verlangen wir nach einem Sicherheitsdienst. Was wir hören ist, „Kein Geld da“.

Ich bin Mutter. Alle die gestern betroffen waren sind Eltern.

Und ich hab einfach die Schnauze voll!

Flirten für Fortgeschrittene.

Du hast es tatsächlich geschafft, sie trifft sich mit Dir. Glückwunsch!

Nur keine Panik! Die folgenden Tipps sorgen sicher dafür, dass es bei einem Date bleibt.

1. Sprich sie ruhig mit falschem Namen an. Das kann jedem passieren. Und ob sie nun Sonja oder Stefanie heißt, ist wirklich unwichtig. Beginnt beides mit S. Außerdem hast Du so viele Frauen am laufen, da kann das mal vorkommen.

2.Trink ein paar Bier vorher, das lockert die Zunge und zeigt ihr, was für ein toller Kerl Du bist.

3. Vergleiche sie direkt mit Deiner Ex. Überhaupt, sie will unbedingt alles über Deine Ex wissen. Besonders über Geschichten die Sex mit deiner Ex beinhalten, freut sie sich! Lass Dir da nix einreden!

4. Erzähl ihr von Deinem Kinderwunsch. Klare Fronten sind wichtig! Sie will keine? Egal, Du überredest sie schon.

5. Sei unpünktlich , jede Frau mag das.

6. Vergleiche sie mit Deiner Mutter. Ein größeres Kompliment gibt es nicht! Weiß doch jeder!

7. Behandle das Personal im Restaurant wie Abfall und gib ja kein Trinkgeld!! Frauen mögen es, wenn Männer keinen Anstand haben.

8. Nach dem WC musst Du unbedingt den Reissverschluss am Rückweg zum Tisch schließen. Soll ja jeder sehen, dass Du ein Stehpinkler bist und ne saubere Unterhose trägst!

9. Du hast das Essen bezahlt, sie hat nun Sex mit Dir zu haben! Immerhin hast Du ne saubere Unterhose an und bezahlt!

10. Du kannst Dir ihren Namen noch immer nicht merken, nenn sie Schatzi. Frauen lieben das.

11. Sei unbedingt unehrlich. Lüg, dass sich die Balken biegen. Hey, sie ist nur ne Frau. Das schnallt sie eh nicht.

Es gibt sicherlich wundervolle Männer da draußen, die treffe ich nur nicht. Schade eigentlich….

Ein bissle überspitzt, mit mehr als einem wahren Kern.

Warum ich ungern date…

Ich habe überlegt eine Firma zu gründen.

Ich nenne sie “ Ich finde den Arsch für Sie“. Meine Freundin meint immer, dass ich so eine Hand für seltsame Männer habe, dass sie ihres gleichen sucht.

Ich hatte 2018 genau 3 Dates.

Und auch wenn viele nach dem lesen denken „das hat sie sich ausgedacht“ ist alles und jedes Wort wahr.

Mr. Zahnstatus sanierungsbedürftig.

Er schrieb mir auf einer bekannten Datingseite. ( nein, nicht Joy)

Der Dialog war witzig. Wir tauschten Fotos und verabredeten uns ein paar Tage später zu einem Spaziergang am See.

Die Begrüßung war ok. Als er lächelte sah ich allerdings, dass doch entscheidende Zähne fehlten( Mehrzahl) „Egal Nell“ dachte ich. Oberflächlichkeit ist mir zuwider.

Wir liefen los und folgender Dialog begann:

Ich :“Es ist wirkich schön hier.“

Er:“ Warum? So besonders ist der See auch wieder nicht.“

Ich:“ Bei dem Wetter muss ich heute sicher noch meine Blumen auf dem Balkon gießen.“

Er :“Blumen? Was für ein überflüssiger Scheiß, braucht kein Mensch.“

Ich : “ Da hätte ich meinen Hund mitbringen können, das hätte ihr gefallen.“

Er: “ Hat Dir das Geld nicht gereicht für einen richtigen Hund?“

Ich: „Ich war ewig nicht mehr schwimmen.“

Er: „Pfui, schwimmen ist ätzend und ich kann es auch nicht.“

Ich:“ Am Wochenende muss ich arbeiten.“

Er: „Hättest was vernünftiges gelernt! So ein Assiberuf.“

Usw usw

Egal was ich sagte, er war dagegen. Irgendwann schwieg ich. Leider kannte ich mich dort nicht aus. So war ich darauf angewiesen, dass er den Weg zum Parkplatz fand.

Dort angekommen meinte er: “ Es war ein wirklich netter Nachmittag, lass uns das bald wiederholen.“

Ich muss heute noch lachen wenn ich an meine Antwort denke. Mir knallte wohl eine Sicherung durch.

Ich sagte (wortwörtlich!)

“ Pass mal auf Alter, Du schreibst mir nicht mehr, rufst mich nie mehr an! Du kannst dankbar sein, dass ich gut erzogen wurde. Sonst hätte ich Dich nach 15 Minuten im See ertränkt! Ich kann Dir sagen, warum Du Single bist! Weil keine Frau der Welt sich 24 Stunden am Tag schlecht fühlen will!“

Ich drehte mich um und lief grinsend zu meinem Auto.

Mr. Schwengel versenken.

Ihn lernte ich bei Joy kennen. Er schrieb eine dieser Nachrichten, bei der Du weißt, er hat nicht nur Dein Profil gelesen sondern sich wirklich Gedanken gemacht. Wir telefonierten stundenlang. Er war klug, belesen und liberal. Und… er sah fantastisch aus. Meine Follower werden sich noch daran erinnern, Sean Connery nannte ich ihn.

Wir trafen uns beim Mexikaner. Die Frauen im Restaurant drehten sich nach ihm um! Ich genoss das. Immerhin war er mit mir dort.

Als es an’s bestellen ging, kam der erste „schräge“ Moment.

Er meinte:“ Essen ist für mich kein Genuss, mehr ein notwendiges Übel.“

Ich esse gern.

Wir bestellten . Er stocherte sehr lustlos in seinem Teller herum. Wir unterhielten uns, wobei es irgendwann zum Monolog seinerseits wurde.

Er bezahlte und wir entschieden noch ein paar Schritte zu laufen. Irgendwann küsste er mich. Und… es war nicht gut! Hatte was von Zahnreinigung. Ich konnte mich null darauf einstellen. Er begann während des Kusses zu reden!!! Es war wirklich schräg.

Als er mir folgenden Satz in’s Ohr flüsterte „Ich würde jetzt gerne so richtig auf’s Klo, dann duschen und dann wilde Dinge mit Dir tun“ erfuhr ich durch die Blume von seinem Durchfall.

Mein Gesicht sprach wohl Bände! Denn er meinte verduzt:“ Frauen stehen doch auf Dirty Talk“.

„Das ist kein Dirty Talk, verdammt!“ erwiderte ich.

Dann raunte er den Satz, den ich nie in meinem Leben vergessen werde. Niemals!

„Ich würde gerne meinen harten, festen, leidenschaftlichen Schwengel in Dir versenken.“

Ich war sprachlos! Das hatte er nicht gesagt! Das gibt es doch nicht! Das Date war sowas von gelaufen! Ich verabschiedete mich mit zusammengepressten Lippen und biss mir auf die Zunge..

Im Auto hatte ich den schlimmsten Lachflash meines Lebens. Es dauerte 20 Minuten bis ich imstande war loszufahren.

Muss ich erwähnen, dass ich ihn nie wieder sah?

Mr. Ich hab 70kg Gewicht unterschlagen, sorry.

Damit ist die Geschichte auch schon erzählt.

Ich hatte in den letzten Jahren Dates, das glaubt mir NIEMAND!

Mit nem Mann der Messer und Gabel nicht halten konnte. Vom kauen mit geschlossenem Mund rede ich erst gar nicht.

Einer war so nervös, dass er sich vor dem Date betrank und während dem Date einschlief. Ich hab seine Mutter angerufen damit sie ihn abholt.

Vielleicht schreibe ich irgendwann noch die Roland Geschichte auf, nach der mich wohl endgültig jeder für verrückt erklären wird.

Ich mag schwierig sein, ein bisschen kaputt auch .

Anspruchslos bin ich aber nicht…

Flirtversuche…

Ich las etwas ähliches mal bei Joy, fand es sehr witzig und habe es für mich und Twitter umgeschrieben.

In einer schnelllebigen Zeit ist das mit dem flirten gar nicht so einfach. Die Anzahl der Singles wächst stetig und oft greift man zum www um überhaupt soziale Kontakte zu knüpfen.

Hier ein paar Ideen, wie es sicher nicht klappen wird.

1. Mach ihr Komplimente für ihr Aussehen! Egal ob sie ein Foto im Profil hat. Das funktioniert immer und sie wird Wachs in deinen Händen.

2. Du bist AfD Wähler, sie eher links?Egal, Du belehrst sie einfach und dann wird auch sie zur aufrechten Deutschen! Bei so unwichtigen Dingen wie Politik sind zweierlei Meinungen wirkich egal.

3. Korrigiere sie! Ein falsches Komma, ein vergessener Buchstabe? Auf sie mit Gebrüll! Verbessere sie und lass unbedingt den Klugscheisser so richtig raushängen! Darauf steht sie total. Immerhin muss sie merken, dass sie ohne Dich nicht’s wert ist.

4. Sie postet nie Fotos von sich? Frechheit! Frag sie ungeblümt sofort nach einem Foto! Dir schickt sie klar eins. Immerhin bist Du der absolute Hengst.

5. Sie mag Rock und Metal, hasst Schlager? Du bekommst bei Helene eine instant Errektion ? Egal, als Frau muss sie sich eh fügen. Und zu ner Karte für Andreas Gablalier sagt sie niemals nein!

6. Sie hat Probleme oder vielleicht sogar eine psychische Krankheit? Unbedingt ignorieren! Oder,- noch besser, ihr sagen dass sie sich mal zusammenreißen soll. Sie ist mit diesem Satz sofort geheilt!

7. Dir war sehr langweilig und Du hast tatsächlich Ihre Tweets gelesen? Schreib Ihr mit Datum und Uhrzeit was sie wann wie geschrieben hat. Bohr in ihrer Seele. Hallo? Das steht Dir zu!

8. Sie hat einen Beruf den Du eklig findest? Kopf hoch! Sie macht sofort ne Umschulung sobald Du mit ihr zusammen bist.

9. Sollte das alles nicht’s helfen, schick Ihr ein Bild von Deinem Schwanz! Völlig egal, ob Du ihn seit Tagen nicht gewaschen hast. Sie riecht das ja nicht. Und zu Deinem Schwanz kann sie unmöglich Nein sagen.

🙈🙈🙈

Überspitzt geschrieben, ähnlich erlebt.

Wir begehren was wir sehen..

Ihr erinnert euch? Das Schweigen der Lämmer.

Dr. Lecter sagte es zu Agent Starling , gab ihr damit den richtigen Weg vor. Sie erschoss Buffalo Bill in seinem eigenen Haus..

Das ist nicht der Beitrag, auf den ihr wartet. Es ist die Erklärung, warum ich nicht mehr an Liebe glaube. Zumindest nicht für mich….

.. es ist so, man begehrt was man sieht. Und wenn man, -wie ich, nur selten das Haus verlässt bleibt nur? Richtig, der Job.

Meine Ehe war vorbei, wir arrangierten uns, – ich versprach nach einer Wohnung zu suchen. Er bedrängte mich nicht, sagte ich solle mir Zeit lassen. Wir lebten zusammen wie Bruder und Schwester, wie die Jahre zuvor auch.

Wie es inzwischen in den meisten Firmen ist, Rauchen ist tabu oder man muss sich eben in die dafür vorgesehenen Kabinen drücken .

S. war mir schon aufgefallen, lange vor diesem 1.Gespräch. Witzig, gutaussehend und charmant. Er erzählte von seinem Hund. Nun muss ich mich tatsächlich outen, – ich bin auch ein richtiger „Hundemensch“

Wir unterhielten uns über unsere Hunde, da fragte er mich , ob ich nicht mal Lust hätte, gemeinsam spazieren zu gehen.

Ich sagte sofort zu, klar was auch sonst?

Schrecklich nervös war ich, das weiß ich noch. Völlig overdressed außerdem, zumindest für einen Spaziergang .

Ich fuhr also, – mit Hund im Schlepptau zu ihm. Die Begrüßung war herzlich, er umarmte mich. FUCK, der Kerl roch gut. Wir machten uns auf den Weg, redeten und redeten. Über Hunde, unsere Eltern, seinen verstorbenen Vater.

Mir wurde immer wärmer ums Herz.

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da Sex und Liebe intensiv miteinander verwoben sein mussten. Sex ohne Gefühl war damals undenkbar für mich.

Ich mochte ihn.. immer mehr..

Als wir bei seinem Zuhause ankamen dämmerte es schon. Er bot mir einen Kaffee an. Ich wollte nicht gehen, sagte ja.

Wir saßen nebeneinander im Garten , rauchten und redeten. Irgendwann meinte er, dass ich wirklich eine außergewöhnliche Frau sei. Er beugte sich zu mir, sah mich an, kam näher.

Ich sprang auf, goss Kaffee über meine Bluse und stammelte was von, dass ich nun los müsse und es sei schon spät. Er grinste frech und erwiderte, dass er mich wenigstens noch umarmen wolle.

Ich ließ zu, dass er mich in seine Arme schloss, genoss es.

In meiner Kindheit gab es das nicht . Das Umarmen und Festhalten . Erst meine Seelenschwester brachte mir das richtig bei.

Wenn man immer „zu groß“ ist , – wie ich leider, ist es unbeschreiblich wenn man mal „die Kleine“ ist. Die Umarmung hätte ewig dauern können, ihr kennt das.

Ich war noch keine 5 Minuten auf dem Weg, als die „Danke für den schönen Abend“ Nachricht kam.

Wir schrieben die halbe Nacht, ich war hin und weg. Rückblickend muss ich sagen, meine Antennen waren damals nicht so fein wie heute. Es gab durchaus Dinge an ihm, die mir suspekt waren.

Ich sah ihn am nächsten Tag erneut bei der Arbeit, er zwinkerte,- ich wurde knallrot. Er fragte mich, was ich heute Abend noch so vor hätte. Ich fuhr zu ihm..

Seine Wohnung war aufgeräumt, eher sporadisch. Mir fiel sofort auf, dass überall „Weiberkram“ lag. Haarspangen hier, Lippenstift dort.

Er sah meinen Blick und erklärte, dass seine Exfreundin erst gerade ausgezogen sei . Sie wäre nicht ganz „dicht“ und er hätte alle Schlösser ausgetauscht. Ich beließ es dabei. Was war ich naiv.

Ich bin nicht gut, im schreiben romantischer Gefühle, nur eins..

Es gibt Küsse, die berühren dein Herz. Seelenküsse nenne ich sie. Die Art von Kuss, die dein Inneres streicheln, – ja fast heilen können.

Es gibt Küsse, die dich geil machen…

Und dann die Mischung aus beiden.

Es waren Seelenküsse, für mich.

Er konnte es und ich war verloren. So richtg fies und gemein verloren. Verliebt, nennt man das wohl.

Mehr geschah in dieser Nacht nicht.. küssen…reden… küssen..

Ich war unendlich beschwingt. Flog durch die Tage. Fühlte mich begehrt und gewollt.

Mir war schnell klar, dass er nicht der „hellste Stern“ am Himmel ist , doch Gefühle sind nun mal nicht logisch. Er wollte mich und nach Monaten der Abstinenz war es mir nur recht. Der Sex mit ihm war toll, er wusste was er tat, verdammt.

Ich pendelte nun also zwischen Trennung, Kindern, Beziehung, hin und her. Es lief gut. Seine Exfreundin holte die restlichen Dinge aus der Wohnung und war Geschichte, zumindest für den Moment.

Eines Abends kam ich von ihm nach Hause als mein Mann schon auf mich wartete. Er meinte, er hätte einen Anruf bekommen wo ich war und was ich da getan hätte

Im Zitat; „Hallo, hier ist ein Freund, ich sehe ihrer Frau gerade mit S. beim Sex zu, kann sie hören, sie stöhnt“. „Sie sollten besser auf sie aufpassen“

Ich kann und will mir bis heute nicht vorstellen, was er gefühlt haben muss. Er erzählte mir damals nur nüchtern, dass er dem Anrufer sagte, dass wir bereits getrennt wären und ich machen könne was ich wolle.

S. spielte es herunter. Ich rief ihn an und fragte, ob er eine Idee hätte wer das gewesen sein könnte. Da der Anrufer männlich war, kam ich nie darauf, dass es mit seiner Ex zusammenhängen könnte. Ab dem Tag fühlte ich mich permanent verfolgt.

S. wurde… hmm seltsam.. wir sahen und zwar fast täglich, was mir ein Mega schlechtes Gewissen meinen Kindern gegenüber einbrachte, doch er war nie zufrieden.

Er machte mir es noch schwerer, beschwerte sich darüber, dass ich so selten übernacht blieb, beschwerte sich, warum ich so wenig Zeit für ihn habe.

Ich schlief wenig in dieser Zeit. War ich bei ihm dachte ich, ich müsse eigentlich Zuhause sein,- und umgekehrt. Ich fühlte mich zerrissen. Wenn ich bei ihm war, hatten wir Sex, – Immer! Er war förmlich besessen davon und mir gefiel es. Ich würde lügen, wenn ich es abstreiten würde.

Meine Seelenschwester meinte mal zu mir:“Er war der Mann, der dich aus deinem sexuellen Koma holte“

Er sprach nie über Gefühle, zumindest nicht über Gefühle für mich. Er erzählte mehr und mehr von seiner gescheiterten Ehe, den Beziehungen danach. Wie toll seine Exfrau ist usw. Er schwärmte in den höchsten Tönen von anderen Frauen, ich schluckte nur.

Meine Seelenschwester machte sich zusehends Sorgen um mich. Das tun Seelenmenschen nämlich. Sie hatte Gerüchte gehört über Untreue und Lügen. Ich wollte es nicht hören. Ich war so voll mit Liebe und Zuneigung für diesen Mann, dass ich blind und taub für Warnungen war. Er würde schon noch auftauen und mich genauso mögen wie ich ihn. Mit diesem Gedanken tröstete ich mich.

Er wurde kalt, ich litt.

Es war im April als er mir über Whatsapp eine Nachricht schrieb: „Meine Exfrau hat mich heute angesehen und ich denke, ich muss um sie kämpfen“ Die beiden waren zu dem Zeitpunkt seit über 5 Jahren getrennt. Inklusive einstweiliger Verfügung ihrerseits. Das alles erfuhr ich aber erst später.

Ich stürzte in ein Loch, war unfassbar traurig. Liebeskummer ohne Ende. Fand einen Zettel an meinem Auto mit Drohungen und Beleidigungen.

Beschimpft und gedemütigt werden kenne ich seit ich denken kann. Das war aber eine andere Kategorie. Die Drohungen gingen gegen mich und meine Kinder: „Lass die Finger von S. sonst misch ich dich und deine Plagen auf“

Ich verstand das damals nicht. Er hatte mich verlassen, wo lag das Problem? Ich dachte über eine Anzeige nach besprach mich mit meinem Mann, ließ es aber.

Eine Woche später rief er an. Er vermisse mich und es sei ein Fehler gewesen mich zu verlassen. Ich schmolz dahin, war glücklich. Neustart. Er versprach mir, einen befreundeten Polizisten einzuschalten um den Drohungen ein Ende zu machen.

Der erste Abend nach unserem Comeback war vielleicht der schönste. Er hatte gekocht, war zärtlich, romantisch,- perfekt. Es war ein Samstag. Sonntag war ich mit meinen Kindern im Zoo. Seltsam, an was man sich so erinnert.

Montag Mittag rief er mich an und gestand mir, mich vorhin betrogen zu haben. Es sei meine Schuld. Ich hätte zu wenig Zeit für ihn. Wir fickten an jenem Samstag stundenlang , FUCK.. es waren 2 beschissene Tage, an denen wir uns nicht gesehen hatten.

Ich stürzte erneut, noch tiefer. Er entschuldigte sich , ich wurde schwach. Das Karussell drehte sich unaufhörlich weiter. Er kritisierte mich: „Da ist jemand aber nicht gut rasiert, na da muss jemand aber mal gründlicher sein“ oder „Implantate wären doch toll, oder?“

Er stellte mich nie seinen Freunden vor. Ich fragte ihn warum, er meinte:“ „Na ja, du bist nun mal nicht so der tageslichttaugliche Typ.“ Ich schluckte und verstand ihn. Immerhin besaß ich einen Spiegel.

Er fragte mich, ob ich einen Tanzkurs mit ihm machen würde. Ich war begeistert.

Ich habe nie einen gemacht, da ich immer „zu groß“ dafür war.

Ein paar Tage später, erzählte er mir, dass er den Kurs lieber mit einer Freundin machen würde. Ich lächelte und zeigte Verständnis. Am Tag des Abschlussballs holte ich die Blumen für sie ab,- rote Rosen.

Wenn mich der Mut mal packte, wehrte ich mich durchaus. Sagte ihm, dass es so nicht ginge. Er lenkte kurz ein, wir hatten Sex das Spiel begann von vorne.

Ich wurde süchtig nach dem Schmerz den er mir zufügte. Er schürte und genoss es.

Stellte mich einem Bekannten von sich als „Fickbunny“ vor, demütigte und kritisierte mich. Bestellte mich zu einem Fussballspiel und ignorierte mich dort den ganzen Abend. Ich dachte immer : „Nell, du verdienst das. Es passiert dir, weil alles an dir falsch ist. Das ist deine Strafe, weil du betrogen hast . Du bekommst nur, was du verdienst. Streng dich an, es wird besser.“

Wurde es nicht. Er stieß mich von sich, holte mich zurück. Konnte sich angeblich nicht gegen den Blowjob einer Kollegin wehren, ging mit anderen Frauen in’s Kino. Flehte mich an, ihm zu verzeihen und betrog mich erneut. Lud mich zu seinen Eltern ein, um mir 30 Minuten vorher abzusagen.

Schickte mir Blumen zum Geburtstag, um mich Tage später zu verlassen weil ich keine Kinder mehr bekommen kann.

Man muss sich das mal vorstellen, ein Mann, der zu 99,9 % zeugungsunfähig ist, verließ mich weil er Kinder wollte.

Ich war und bin schon immer ein Mensch, der Fehler bei sich sucht. Sich selbst dafür bestraft nicht liebenswert zu sein.

In einer schönen Phase sagte ich ihm, „Ich liebe dich“. Er erwiderte: Frauen wie dich liebt man nicht! Frauen wie dich, fickt man. Du bist nun mal nicht die Art von Frau, die den Beschützerinstinkt in Männern weckt.

Und nein, ich beendete es nicht. Ich bestrafte mich erneut selbst.

Ich begann zu hungern, stellte das Essen komplett ein. Schlief nicht mehr und versuchte nur noch zu funktionieren. Ich weinte nächtelang durch, wurde unkonzentriert und fahrig. Je fieser er wurde umso mehr wollte ich, dass es funktioniert.

Wenn ich nur…., würde ich doch,… könnte ich nur … diese Sätze kreisten in meinem Kopf.

Meine Seelenschwester sah mir hilflos dabei zu, wie ich in diesem Strudel aus Schmerz versank. Redete mit ihm, drohte ihm. Er nahm sich zusammen, es wurde wieder bessser.

Es folgten Wochen der Ruhe. Keine Drohungen mehr, keine Anrufe. Und im Nachhinein hätte ich es wissen müssen. Der Sex mit ihm wurde auf unangenehme Weise schräg, ich fühlte mich benutzt, sagte jedoch nichts. Ich war „zu“ dankbar für die kurze Konstante in unser „was auch immer das war“ Beziehung.

Es war kurz vor Weihnachten als ich den Brief bekam. Seine Exfreundin gestand mir, dass er die Beziehung mit ihr nie beendet hat. Sie zwar ausgezogen sei, aber wenn ich nicht bei ihm bin, sei sie dort.

Sie konfrontiere mich mit intimen,- teils sehr persönlichen Details. Dinge die nur er wissen konnte. Gab die Drohungen zu und schrieb, dass S. es die ganze Zeit über gewusst hätte. Er fand es „witzig“, schrieb sie. Ein Freund von beiden hätte die Anrufe an mich und meinen Mann erledigt, die Zettel hinterlassen. Sie bat mich „Aus dem Weg zu gehen“ . Sie liebe ihn und er sie. Ich solle das akzeptieren.

Ich verlor jeden Halt, das Gefühl verraten worden zu sein war brachial. Ich rief ihn an, wollte reden. Auf dem Weg zu ihm lief FFDP auf meiner CD „Wicked way“. Das weiß ich noch.. wie passend..

Ich habe ein unglaublich gutes Gedächtnis, merke mir unsäglichen Blödsinn aber auch Dinge die man mir sagt.

Meistens nur die negativen Dinge.

Mein Exmann sagte mal im Streit zu mir:“ Eigentlich wollte ich eine andere Frau, du warst nur die 2. Wahl!“

Sowas brennt sich ein. Auch als er sich danach aufrichtig entschuldigte, die Worte blieben. Als Frau der 2. Wahl, so sah ich mich immer. Als eine Alternative keine Option.

Ich sehe mich auf seiner Couch sitzen, auf meine Hände starren. Ich wollte weinen und konnte nicht. Mir fiel der Satz aus Sex and the City ein.

„Vielleicht hat man nur eine gewisse Anzahl an Tränen für einen Mann.“

Ich hatte meine aufgebraucht.

Er erklärte sich nicht. Ich fragte ihn: „Was empfindest du für mich?“

Er erwiderte: „Ich glaub ich mag dich, irgendwie“. Ich erwiderte:“Das reicht nicht.“

Ich stand auf und sagte: Dann geh ich jetzt, nach 11 Monaten aus dieser Wohnung und bin vergessen. Er sagte:“Ja, an Menschen wie dich erinnert man sich nicht.“

Ich fuhr nach Hause, meine Tochter krabbelte zu mir ins Bett..

Die Monate danach sind im Nebel. Ich möchte sie dort lassen. Versteht das bitte. Im Februar zog ich von Zuhause aus.

Ich hab viel erfahren, über seine absolute Bessenheit zu seiner Exfrau, über Stalking . So schlimm, dass sie einen Anwalt einschaltete.

Im Frühsommer sah ich seine Exfreundin beim Einkaufen und stellte sie. Wie im Film… packte sie, drückte sie gegen ihr Auto und meinte, dass sie froh sein kann, dass ich nicht gewalttätig bin.

„Man muss nur lange genug warten dann sieht man die Leichen seiner Feinde vorbeischwimmen“.

Ich weiß nicht was er heute tut, es ist mir egal, er spielt keine Rolle mehr.

Da ich es hier aufgeschrieben habe, verbrenne ich die Tagebücher in denen es um ihn ging.

Ich hatte teils das Gefühl, Säure würde aus ihnen fließen… schwer zu erklären.

Ich habe jahrelang nicht geweint. Selbst als ich körperliche Gewalt erfahren habe nicht.

Seit ich bei Twitter bin, weine ich wieder. Es sind heilsame Tränen.

Der Eintrag war schwer zu schreiben

Gefühle in Worte zu fassen ist wohl nicht meine Stärke.

Ich möchte ein paar auserwählten Menschen danken. Die gemeint sind, wissen es.❤❤

September 2018

Der Anfang meines Lebens.

Ich sitze nun also hier, umgeben von meinen Tagebüchern und beginne heute damit, sie zu veröffentlichen.

Eine Geschichte beginnt man immer am Anfang. Ich denke, ich komme nicht darum herum, ein wenig auszuholen.

Ich wurde als 2.Tochter eines christlich – konservativen Paares geboren. Meine Eltern hatten eine Landwirtschaft und wohnen im tiefsten Bayern.

Meine Mutter war über mein Geschlecht sehr enttäuscht, hätte ich doch der ersehnte Stammhalter werden sollen. Ihre Reaktion ging soweit, dass sie mich weder sehen wollte, noch mir einen Namen gab.

Mein Vater konnte wegen der Ernte erst am 2.Tag nach meiner Geburt ins Krankenhaus kommen. Im Schlepptau hatte er meine Oma.

Meine Mutter saß also weinend im Bett und jammerte. Wie scheusslich ich sei, – blond und überhaupt- nur ein Mädchen. Meine Oma holte mich von der Kinderstation, drückte mich meinem Vater in den Arm und meinte ; “ Ein wunderschönes Mädchen, sieht aus wie du, als du klein warst, nimm sie mal. Und überhaupt braucht das Kind einen Namen“. Sie gab mir meinen Namen. Danke Oma. ❤

Ich weiß es so genau, weil meine Mutter es niemals leid wurde, mir diese Geschichte zu erzählen. Typischerweise an meinem Geburtstag.

Als meine Schwester geboren wurde, bekam sie 25 rote Rosen von meinem Vater. Bei mir, einen – meiner Meinung nach,- wundervollen selbstgepflückten Strauß mit Sommerblumen. Sie sah es als Beleidigung.

Ich mag Rosen bis heute nicht sonderlich.

Die Abneigung meiner Mutter zog sich durch meine ganze Kindheit.

Sie nannte mich ihren „Sargnagel“ man hätte mich im Krankenhaus bestimmt vertauscht. Wenn meine Schwester und ich uns stritten – was sehr selten der Fall war- drohte sie mit Suizid. Sie würde sich erhängen. Sie lief über unserem Kinderzimmer auf dem Dachboden umher, während wir weinend und zitternd im Bett lagen.

Sie schulte mich mit 6 ein (ich bin im August geboren) und ich war hoffnungslos überfordert, schrieb alles spiegelverkehrt, litt und weinte sehr viel. Die Lehrerin – eine ältere Frau – verteilte noch Ohrfeigen oder sperrte mich in den Kopierraum.

Ich verlor Gewicht, schlief nicht. Meine Mutter meinte, ich solle mich nicht so haben, immerhin sei ich ein großes „Weib“

Mütter meiner Mitschüler setzen meinem Leiden ein Ende, riefen sie an, besuchten sie und machten ihr klar, wie sehr ich litt.

Da sie nicht anders konnte, -sie spielt gerne die Mutter Theresa – stellte sie mich zurück. Ein paar Monate Kindheit, ich weiß noch wie erleichtert ich war.

Danach lief die Schule wie am Schnürrchen. Meine Noten waren gut bis sehr gut. Ich sang sehr gerne und offensichtlich gut, gewann Lesewettbewerbe. Mein Vater war immer sehr stolz, meine Oma vergötterte mich. Sie war eine wundervolle Frau. Sie starb, als ich 10 war.

In der 4. Klasse besuchte mein Lehrer meine Eltern. Mein Vater war leider arbeiten. Er sprach mit meiner Mutter über meine schulische Laufbahn, legte ihr das Gymnasium an’s Herz. Sie hielt es für unnötig und überflüssig. Dann würde ich ja nie ausziehen und arbeiten. Als mein Lehrer ging, streichelte er über meinen Kopf und sagte, wie leid ich ihm tue.

Knapp 10 Jahre nach mir, wurde mein Bruder geboren, der so sehr gewünschte Stammhalter.

Es wurde leichter für mich.

Nach der Hauptschule wechselte ich in die Realschule. Plötzlich hatte ich Probleme. Mathe – was mir vorher sehr lag – war plötzlich völlig unverständlich. Und um ehrlich zu sein, ich weiß bis heute nicht genau was binomische Formeln sind. Meine Stärken waren sprachlich. Ich schaffte mit Mühe und Not die 7. Klasse. In der 8. kam Stenographie und Physik dazu. Und ich frage mich bis heute, warum man Sätze wie, „Die tote Otter“ in Kurzschrift schreiben muss.

Ich blieb also sitzen. Die Reaktion meiner Mutter erspare ich mir – und euch an diese Stelle.

Es wurde nicht besser, Geschichte, Deutsch, Erdkunde und Englisch waren nie Thema. Das konnte ich, es lag mir, es interessierte mich.

Mathe, Steno, Physik waren mein Albtraum.

Ich flog also, – mit einem wirklich verrückten Zeugnis – von der Schule.

Meine Mutter schleppte mich zum Arzt, er solle doch rausfinden, warum ich so dumm sei.

Ich ließ EEG ( was damals noch Hölle war) über mich ergehen, er fand nichts .

Heute weiß ich, mein IQ liegt bei 142.

Zu ihrer Entschuldigung muss ich sagen, dass meine Mutter solange ich denken kann, an Migräne leidet. Und rückblickend, hab ich es ihr auch nicht immer leicht gemacht. Ich war immer rebellisch, habe einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit.

Lange Rede kurzer Sinn, sie steckte mich in ein Internat. Dort holte ich meinen Abschluss nach, fand Freundinnen. Oft wollte ich am Wochenende nicht nach Hause und blieb dort.

Natürlich erlebte ich all das, was Mädels erleben sollen. Die 1.Liebe, das 1. Mal, den 1.Liebeskummer.

Meine Mutter bedrohte meinen 1. Freund mit einem Messer, er solle sofort verschwinden, sonst bringe sie erst ihn und dann sich um. Er verließ mich.

Nach 2 tollen Jahren verließ ich das Internat. Mein Zeugnis war mit 1, 1 das beste des Jahrgangs. Da ich dort eine duale Ausbildung begann, hing ich noch ein Jahr in einer Großstadt dran, um dann eine abgeschlossene Berufsausbildung zu haben

Ich hielt die Abschlussrede, natürlich war nur mein Vater da.

Mir war schnell klar, dass ich in diesem Beruf nicht arbeiten möchte. Ich wusste nicht, was ich nun machen sollte, wohnte wieder Zuhause.

Dass ich Krankenschwester wurde, ist ein Zufall. Mir fiel nichts besserer ein.

Versteht mich nicht falsch – ich liebe meinen Beruf- aber ich hatte nicht die Beweggründe wie sie manche Frauen haben.

Und ich traf am 1.Ausbildungstag meine Seelenschwester. Sie ist bis heute ein wichtiger Teil meines Lebens. Mein Halt meine Stärke. Der einzige Mensch der mich versteht, mit dem ich schweigen kann. Danke Mausi.

Mit 19 wurde ich schwanger. Ich war vorher sehr krank – hatte mich bei einem praktischen Einsatz mit Masern angesteckt- , meine Pille versagte.

Ich konnte und wollte es nicht glauben. Der Frauenarzt beglückwünschte mich, während ich in Tränen ausbrach.

Ich sehe mich noch bei meinen Eltern in der Küche stehen – höre die Worte meiner Mutter. „Lass das erledigen“ mehr kam nicht.

Ein paar Tage später, warfen meine Eltern mich raus.

Beim Umzug fielen Sätze wie: “ Heb doch mal den Schrank, vielleicht verlierst du es ja“.

Ich kämpfte mich durch, hatte nicht wirklich eine Wahl.

Meine Schwester hielt mir die Hand, als mein Sohn am Weltfrauentag geboren wurde. Meine Mutter – von Neugier getrieben- stand irgenwann im Kreissaal und meinte “ Oh Gott, ist der hässlich, der kann die Banane quer essen“

In allen wichtigen Momenten meines Lebens war sie gemein. Immer!

Mein damaliger Freund betrog mich, ich verließ ihn. War also alleine. Er ging zurück in die USA , sah sein Kind nur zweinmal. Er zahlte nie Unterhalt. Vor ein paar Jahren entdeckte ich auf einer Webseite seine Todesanzeige.

Ich lernte einen wundervollen Mann kennen, verliebte mich, zog zu ihm. Diesen Mann heiratete ich auch.

Meine Mutter verdarb mir diesen Tag natürlich, klar. Sie meinte „Überleg dir gut, ob du das Luder heiraten willst“ Mein Mann war erschüttert. Er fragte mich so oft, warum ich den Kontakt nicht abgebrochen habe.

Es ist so. Ich habe um eine Liebe gekämpft die selbstverständlich sein muss! Ich wollte auch eine Mutter, mit der man reden kann. Ich wollte es so sehr.

Da ich nun selbst Mutter bin, weiß ich:

Die Liebe zu einem Kind ist in dem Moment da, wenn du es spürst. Es ist schwer zu beschreiben. Mich durchflutet Wärme wenn ich an meine Kinder denke. Es gibt kaum einen Tag, an dem ich ihnen nicht sage, wie sehr ich sie liebe, sie umarme und an mich drücke.

http://Wir bekamen noch 2 wundervolle Kinder. Er stand immer – das tut er heute noch,- hinter mir. Unsere Ehe war oft schön. Er ist klug und belesen, liberal und großherzig.

Leider passten wir in sexueller Hinsicht nicht zusammen. Er war immer schüchtern und gehemmt. Ich immer sehr experimentierfreudig und locker. Seine Unsicherheit übertrug sich auf mich, der Teufelskreis nahm seinen Lauf . Er konnte nicht mehr, ich suchte die Schuld bei mir. Wir haben viel gestritten, viele Tränen geweint.

Ich betrog ihn, erzählte es ihm am gleichen Abend noch. Er meinte nur, dass er erstaunt sei, dass es zu meinem Seitensprung so lange gedauert hat.

Wir probierten einen Neustart, doch das Vertrauen war zerstört .

Wir einigten uns auf eine Trennung, wohnten aber noch zusammen. Der Kinder wegen.

Monate später verliebte ich mich, das letzte Mal bis heute.

In den Mann, der meine Seele irreparabel geschädigt hat…

Es wühlt mich ein bisschen auf, deswegen mache ich erst mal Schluss für heute.